Soll man die Bundesjugendspiele abschaffen? Das fordert Frau Dr. Christine Finke aus Konstanz in einer Online Petition, die sie im Juni 2015 auf Change.org gestartet hat. Diese Petition ist an die Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Manuela Schwesig, gerichtet.
Ich möchte dieses Thema erörtern, weil ich über die (Bundesjugendspiele) Leichtathletik-Disziplinen schon seit Längerem schreiben wollte. Es ist aber kein bloßer Artikel mit Pro & Contra, sondern eine Lösung zu diesem Thema. Schließlich habe ich selbst als Jugendlicher an diesen Bundesjugendspielen in den 80er Jahren mit Erfolg teilgenommen.
Bundesjugendspiele: Leichtathletik, Schwimmen & Turnen
Seit 1951 gibt es die Bundesjugendspiele (BJS). Diese sportliche Veranstaltung wird jährlich (Juni/Juli) an den deutschen (Grund)schulen durchgeführt und ist für jeden Schüler eine Pflicht. Es handelt sich um einen Dreikampf und kann im Schwimmen, Leichtathletik oder Geräteturnen durchgeführt werden. Die erzielten Leistungen werden an Hand einer Punktetabelle bewertet. Wird eine bestimmte Mindestpunktezahl erreicht, so wird eine Siegerurkunde ausgehändigt. Eine höhere Punktezahl wird sogar mit einer unterschriebenen Ehrenurkunde des Bundespräsidenten belohnt. Ich habe mir einige dieser Urkunden als Kind erkämpft und bewahre sie noch auf.
In diesem Artikel beschränke ich mich auf Leichtathletik-Disziplinen, da ein Wettkampf im Schwimmen damals nicht angeboten wurde und mir das Turnen nicht lag.
Petition: Bundesjugendspiele weg mit der Pflichtveranstaltung
Wie bereits oben erwähnt, wirbt Frau Christine Finke auf dem Petitions-Portal Change.org für die Abschaffung der Bundesjugendspiele. Bereits über 21.100 Menschen haben sich ihrer Petition angeschlossen. In den klassischen Medien hat das Thema für starke Resonanz gesorgt. Bundesweit berichteten Blogs, Websites, Zeitungen sowie Magazine wie Stern, Focus und Spiegel darüber. Aber auch in den sozialen Medien (Facebook und Twitter) sind zahlreiche Einträge und Kurznachrichten unter dem hashtag #bundesjugendspieleweg zu finden.
Auslöser für diese Petition war, für die Mutter von drei Kindern, das schlechte Abschneiden ihres Sohnes bei dieser sportlichen Pflichtveranstaltung; er bekam nur eine Teilnehmerurkunde!
Frau Finke ist der Ansicht, dass Sport Spaß machen muss, unabhängig von Talent und Können. Auch werden die körperlichen Voraussetzungen (Größe, Körperbau, Konstitution) der einzelnen Kinder nicht berücksichtigt.
Pro und Contra Bundesjugendspiele
Die Forderung von Christine Finke erhielt nicht nur Zustimmung, sondern hat eine Gegenpetition (Bundesjugendspiele nicht abschaffen!) von Jacqueline Bastian wurde auf Change.org ausgelöst. Der deutsche Diskuswerfer Robert Harting hat seine Fangemeinde zum Unterzeichnen der Gegenpetition aufgefordert. Obwohl bisher diese Gegenpetition nur 5.900 Unterstützer fand, zeigen die Umfragen, dass die Mehrheit sich für den Erhalt dieser sportlichen Pflichtveranstaltung ausspricht.
- Aus einer Umfrage des Instituts YouGov geht hervor, dass nur 15 % „voll und ganz“ und 16 % sind „eher“ für die Abschaffung des traditionsreichen Schulsportwettbewerbs. 26 % lehnen diese Forderung „eher“ ab und 30% sind „ganz und gar“ gegen solche Entscheidung.
- Eine andere Umfrage der tagesschau.de hat ergab, dass 34,4% die Bundesjugendspiele weg haben wollen und 61,7% für deren Erhalt sind.
- Bei der Online-Zeitung die WELT wurden bisher 1.322 Stimmen bei einer Umfrage abgegeben. Diese hat ergeben, 23% seien der Meinung, dass ein solcher Wettbewerb nicht mehr zeitgemäß sei, 51% halten diese Veranstaltung für eine wichtige Einrichtung und 26% sind der Ansicht, dass die Pflicht zur Teilnahme abgeschafft gehöre.
Meine Erfahrungen mit den Bundesjugendspielen
Die Abschaffung der Bundesjugendspiele oder deren Pflicht, so wie es Christine Funke fordert, löst nicht das Problem der schwachen Leistung bestimmter Schüler!
Das eigentliche Problem liegt in der ungenügenden Vorbereitung für die Bundesjugendspiele, das weiß ich aus eigener Erfahrung. Ein Lehrer kann nicht in ein paar Schulstunden (45 Minuten) eine ganze Klasse (etwa 25 Schüler) auf die Bundesjugendspiele vernünftig vorbereiten. In anderen Fächer, wie z.B. Mathematik oder Deutsch, gibt es Nachhilfeunterricht. In Sport passiert jedoch nichts! Deswegen ist hier eine Eigeninitiative und Modernisierung des Schulsports notwendig.
Moderner Schulsport (Erörterung)
Ich plädiere für einen besseren Schulsport. In jeder Sportstunde sollten Kräftigungsübungen für die wichtigsten Muskelgruppen durchgeführt werden. Dies bildet die eigentliche Grundlage für Leichtathletik, Schwimmen, Geräteturnen oder andere (Ball)sportarten!
Das Trainingsprogramm würde aus 6 Eigengewichtsübungen (Kniebeugen, Klimmzüge, Liegestützen, Crunches, Rückenstrecken, Seitheben) bestehen und 3 x 20 Minuten pro Woche in Anspruch nehmen. Die fehlenden Trainingseinheiten werden als Hausaufgabe den Schülern vom Lehrer aufgegeben. Auch in den Ferien sollten diese Übungen fortgesetzt werden. Muskeln müssen alle 72 Stunden trainiert werden, um ihre Kraft zu erhalten/steigern! Wenn Eltern ihren Kindern eine Vorbildfunktion sind, so ist es leichter dieses Training auch zu Hause zu absolvieren. Wer Spaß an dieser Körperertüchtigung gewonnen hat, kann zusätzlich ein Ausdauertraining machen.
Sie meinen, dass Kindern/Jugendlichen das zeitlich nicht schaffen. Ja, das stimmt! Denn laut ‚Statista‘, dem führenden Statistik-Portal in Deutschland, schauen 3-13 Jährige täglich 81 Minuten TV; ab 14 Jahre sind es schon 267 Minuten. PC- und Smartphone-Spiele sind in der Statistik noch gar nicht erfasst!
Technik der Leichtathletik-Disziplinen
Die zweite wichtige Komponente guter Leistung ist die Technik bei den Leichtathletik-Disziplinen. Denn Kraft ist nichts ohne Technik! Da ich in meiner Schulzeit gesehen habe, dass die Vermittlung der Technik der Leichtathletik-Disziplinen ungenügend war, habe ich mir ein kleines Buch gekauft. Nach kurzer Zeit der Übung der Technik konnte ich mich beim Weitsprung von 4,10 m auf 4,70 m steigern. Dabei bin ich nicht den Anweisungen des Lehrers gefolgt, sondern bin so abgesprungen, dass ich mit dem anderen Bein einen rechten Winkel gebildet habe. Es hat sich ausgezahlt.
Beim Kugelstoßen hatte ich ein ähnliches Erfolgserlebnis. Ich lernte, dass die Kugeln in einer schnellen Drehbewegung, verbunden mit einem Schritt nach hinten, herausgestoßen wird. Meine Bestleistung belief sich auf 12,40 Meter.
Was die Nichtbeherrschung der Technik ausmacht, konnte ich am besten beim Schlagballwerfen der Mädchen in unserer Klasse beobachten. Es war echt ein Graus ihnen beim Werfen zuzuschauen.
Ausgewogene Ernährung
Zu einem modernen Schulsport gehört auch eine Vermittlung wie man sich vernünftig ernährt. Das ist auch dringend nötig, denn in Deutschland ist mittlerweile jedes fünfte Kind und jeder dritte Jugendliche übergewichtig!
Fazit zu den Bundesjugendspielen
Meine Erfahrung hat gezeigt, dass man sich weit im Voraus auf die Bundesjugendspiele vorbereiten muss, um genügend Kraft und Ausdauer zu haben und die Technik zu beherrschen! Wenn man dieses Konzept in der Schule umsetzten würde, dann könnte jeder Schüler eine Siegerurkunde bekommen. So lange dass nicht existiert, muss man Eigeninitiative ergreifen.
Jeder sportliche Wettkampf macht Spaß, wenn man es schafft. Für die scheinbar schwachen Schüler ist es dann kein Zwang mehr und sie fühlen sich nicht mehr diskriminiert! Damit wäre die zentrale Forderung der Petition von Frau Christine Finke erfüllt.
Das Trainingsprogramm, welches in oben vorgeschlagen habe, sollte nicht bloß als reine Vorbereitung für die Bundesjugendspiele durchgeführt werden. Man sollte es nicht alleine wegen der sportlichen Prüfung machen. Nein, Trainingsprogram macht allgemein fit, gesund und stärkt das Selbstwertgefühl!
In meinen nächsten Artikeln möchte ich aufzeigen wie man sich auf das Werfen, Springen, Sprint und Kugelstoßen vorbereitet.
au, ja, abschaffen.
Ich habe in meiner Jugend die BJS immer als eher peinlich und kontraproduktiv erlebt. Man steht die meiste Zeit herum und macht Sportarten, in denen eigentlich nur die Vereinsleute gut sind. Ich fand das totlangweilig und war außerdem schlecht in diesen Sportarten.
Das bringt überhaupt nichts für Normalbegabte, bei denen es doch eher darauf ankommt, sie zur Bewegung zu animieren.
Da macht z.b. ein Basketballturnier, Waldlauf oder Circletraining mehr Spaß und bringt auch mehr!
Nö, seh ich anders. Ich war „normalbegabt“ und mich immer über meine Teilnehmerurkunde gefreut. Und dafür immerhin immer ne Zwei in Sport gekriegt. Später musste ich Volleyball (… Mädchen…) spielen, das war für mich viel unberechenbarer, was die Benotung anging. Leichtathletik ist toll, und wie im Artikel geschrieben: eine Frage der Vorbereitung und der Technik – letztere haben wir leider nie gelernt … s. Schlagball…!, als Vorbereitung diente das ganze Sommerhalbjahr (im Winter gab’s Bodenturnen).
Ja klar, waren die BJS immer anstrengend – es war immer pottheiß und man stand wirklich viel rum, aber irgendwie gehörte das alles dazu. Ich möchte Jahrzehnte später die Erinnerung daran nicht missen.
Zirkeltraining fand ich übrigens schrecklich ( so anstrengend!)